Emilia Fester / Der Spiegel
Die Grünenpolitikerin taucht mit dem Longboard bei Terminen auf und hat von Angela Merkel eine Ghettofaust bekommen: Emilia Fester ist die jüngste Abgeordnete im Bundestag. Warum für sie ihr Alter nicht nur ein Privileg ist.
Es ist Mitte März, als Emilia Fester ihre erste Rede für den Bundestag übt. Das Outfit, das sie am folgenden Tag tragen will, hat die Grünenpolitikerin schon angezogen – weißer Pulli und darüber eine schwarze Lederjacke. Rund 17 Stunden später wird Fester zum ersten Mal an das Rednerpult im Plenarsaal treten und für die allgemeine Impfpflicht werben. Rund 18 Stunden später wird sie ihren ersten großen Shitstorm erleben. Neben Festers Namen wird auf Twitter ein weiterer Hashtag trenden: #Göre.
Zusammen mit zwei jungen Grünen-Parlamentarierinnen ist Emilia Fester nach der Bundestagswahl gemeinsam in eine WG gezogen. Wenn es in der Politik einen Raum für Zuneigung gibt, dann ist er vielleicht hier. In diesem Wohnzimmer. Auf diesem Sofa, das immer zum Bett ausgeklappt bleibt, damit alle drei nebeneinander Platz haben. Über das altrosafarbene Polster haben sie ein hellblaues Laken gespannt. Darauf liegen ein paar gemusterte Kissen und eine Decke. Hier erholen sich Emilia Fester, Marlene Schönberger und Saskia Weishaupt abends manchmal.
Hier, das ist ein Ort, an dem drei Bundestagsabgeordnete Beruf und Privatleben teilen. An dem sie sich nach Niederlagen trösten und gemeinsam Erfolge feiern, an dem sie debattieren, planen und plotten. Ein Ort, an dem drei junge Frauen versuchen, ein Gleichgewicht zu finden: zwischen dem Brennen für Politik und dem Bemühen, sich davon nicht aufzehren zu lassen.