Marco Richter / Der Spiegel
In den vergangenen Monaten erkrankten drei Profis der Fußball-Bundesliga an Hodenkrebs. Marco Richter von Hertha BSC erzählt, wie ihn die Diagnose aus der Bahn geworfen hat und wie seine Kollegen reagierten.
Einen Tag vor der Abreise seiner Mannschaft ins Trainingslager nach England sendet der Stürmer Marco Richter, 24, vom Bundesligisten Hertha BSC seinem Berater Kai Psotta per WhatsApp ein Bildsymbol mit drei Buchstaben. An diesem Tag Mitte Juli ringt Richter am Telefon um Worte, berichtet von einer urologischen Untersuchung, bei der sich herausgestellt habe, dass er Hodenkrebs habe, umgehend operiert werden müsse. Er kämpft mit den Tränen. In dem Lokal sind zwei Mitspieler von Hertha BSC, aber er will mit niemandem reden. In seinem Kopf tobt ein Sturm.
Marco Richter ist einer der begehrtesten Offensivspieler der Bundesliga, ein Fußballer, dessen Karriere immer bergauf ging. Doch in diesem Sommer wurde ihm unvermittelt der Boden unter den Füßen weggezogen. Bei einer Untersuchung am 11. Juli erfährt er, dass sich in seinem linken Hoden ein 14,5 Millimeter großer Tumor gebildet hat. Die Diagnose trifft ihn wie ein Blitzschlag: »Da war sofort die Angst, die Angst ums Leben und davor, nie wieder Fußball spielen zu können.«
Inzwischen ist Richter genesen. Anderthalb Monate nachdem ihm der Tumor entfernt worden war, stand er in der Bundesligapartie der Hertha bei Borussia Dortmund am vorvergangenen Wochenende wieder auf dem Platz. Aber der Schock der schweren Krankheit, sagt Richter, stecke immer noch tief in ihm.